Was Psychiatrie von Philosophie lernen kann

Was Philosophie und Psychotherapie verbindet?

Sbuddahabrina J. Beller: In Philosophie wie in der Psychotherapie wird seit jeher die Bedeutung von Ich, Seele, Geist und Körper erforscht. In beiden Disziplinen geht es um die Diagnose menschlichen Leids und die Frage, wie dieses beseitigt werden kann.
Philosophie und Psychotherapie haben somit dasselbe Ziel: ein gesundes starkes „Selbst“ 
aufzubauen. Wenn wir leiden, kämpfen Seele, Körper und Geist ganzheitlich betrachtet gegen innere und äußere Widrigkeiten, die sich mit selbstwertbasierten Therapieverfahren schnell, nachhaltig und oftmals ohne stationäre Therapieaufenthalte auflösen lassen. Probleme, Erkrankungen und Krisen werden in der Selbstwertpraxis als wichtiges Signal für Entwicklungsprozesse akzeptiert, ohne uns selbst negativ zu belegen. Blockaden für individuelle Heilungs-, Wachstums-, und Entwicklungsprozesse werden dadurch aufgelöst und neue Türen öffnen sich.

Warum steht Prometheus sinnbildlich für Selbstwert, Selbsthilfe und Heilung?

Sabrina J. Beller: Prometheus, der in der griechischen Mythologie den Menschen das Feuer brachte und sich gegen die Götter auflehnte, gilt schon seit der Antike als Schöpfer und Lehrmeister der Menschheit.
Prometheus heißt übersetzt der „Vorausdenkende“.

prometheus Zeitlebens musste er viel Leid ertragen, doch er blieb sich auch noch an einen Fels gekettet und unter entsetzlichen Qualen treu (so berichtet die Legende).
Nichtzuletzt weil er fest an sich und seine Schöpferkraft glaubte, gilt Prometheus bis heute als Sinnbild für aktive, schöpferische Lebensbejahung, Kraftschöpfung aus dem eigenen Selbst und unerschütterliches Sein gegenüber den Stürmen des Lebens.
Das Bild des mutigen Helden hat einen hohen symbolischen Wert für die Selbstwertpraxis, weil sie Menschen helfen möchte – wie Prometheus in der griechischen Legende – das Leben aus der eigenen Mitte heraus und durch den Glauben an sich zu meistern.
Auf der Suche nach einem Sinnbild für die Selbstwertpraxis bin ich so im Laufe meiner Arbeit in der griechischen Mythologie fündig geworden: Prometheus – als Symbol der Urkraft des Menschen – steht für mich stellvertretend für Widerstandskraft und Selbstglaube.

Prometheus steht damit als Sinnbild für den Kern der Selbstwertpraxis: Uns durch Selbst-Erkenntnis zu motivieren, auf die in uns angelegten Potentiale zu vertrauen und durch eigenverantwortliches Handeln die Kraft aus dem Inneren zu schöpfen, die uns jedes noch so große Problem im Leben – sei es im Innen wie im Außen – bewältigen lässt.